Konstruieren Medien tatsächlich Wirklichkeit?

Ist die Wirklichkeit durch Medien konstruiert, oder bilden diese lediglich die Wirklichkeit ab?
Ist die Realität, so wie wir sie erleben, von uns geschaffen, oder reagieren wir nur ohne eigentlichen Einfluss auf diese?
Solche und ähnliche Fragen stellt sich die Philosophie seit Anbeginn ihrer Zeit. Von Platon über Hegel bis Baudrillard haben verschiedendste Philosophen teilweise ganz eigene Theorien über diese Thema entwickelt.
Grundlage meiner Erarbeitung ist zu Großteil der Text "Was heißt Medien konstruieren Wirklichkeit von Stefan Weber, der sich eher mit einem empirische- und weniger mit einer ontologischen Argumentation befasst.

In der postmodernen Philosophie (und Medienkritik) lassen sich diesbezüglich der Konstruktivismus und der Realismus gegenüberstellen, die beide die Frage behandeln, ob eine bestimmte Instanz die Wirklichkeit, die sie zu erkennen glaubt, selbst hervorgebracht, oder bloß abgebildet hat . Während der Realismus davon ausgeht, dass es eher, oder ausschließlich die Wirklichkeit ist, die auf die Instanz (was immer es auch sei) einwirkt, geht der radikale Konstruktivismus davon aus, dass es die Instanz ist, die im Akt des Erkennens die Wirklichkeit erzeugt.
Verschieden Spielarten des Konstruktivismus beschäftigens sich dabei jeweils mit unterschiedlichen Entitäten, wie beispielsweise dem Gehirn als konstruierende Instanz (Neurobiologischer Konstruktivismus), der Kultur (Konstruktivistischer Kulturalismus), oder eben (Massen-)Medien (Medienkultureller Konstruktivismus)(Weber, Stephan, 2002, S.11ff.).

Stefan Weber selbst sieht sich selbst in diesem Diskurs weniger als radikaler-,
sondern eher als empirischer Konstruktivist, da er persönlich die Auffassung vertritt, dass Medien Wirklichkeit zwar konstruieren können, dies aber nicht a priori der Fall sein muss.
Gleichzeitig vertritt er die Ansicht, dass besonders in der heutigen Zeit Wirklichkeit tatsächlich immer mehr von Medien konstruiert wird, wobei die Tendenz stätig steigend ist (Weber, Stephan,S.14.ff 2002). Als Beispiele für seine These nennt er vor allem TV-Formate. Reality-TV beispielsweise, könne Realität zwar auch abbilden, doch sobald dies subjektive Züge annimmt klar wirklichkeitskonstruierend sei. Genau das gleiche gelte ebenfalls für den Informationsjournalismus, der sich teilweise immer weiter in Richtung "nicht gekennzeichneter Image- und Markenpflege" entwickele(Weber, Stephan,S.15.ff 2002).
mindfuck-riot
Um konkrete Beispiele hierfür zu finden, genügt ein Blick in den Fernseher. Die neue "Bundeslade" gibt einfache Antworten auf komplizierte Frage und liefert gleichzeitig einen Umfangreichen Wertekatalog, den der Konsument guten Gewissens übernehmen sollte. Formate, wie "Germanys Next Topmodel"(2009 Pro /), vermitteln hier, bei angeblicher vielfältigkeit, doch ein relativ einheitliches Frauenbild- sowohl in optischer-, als auch in charakterlicher Hinsicht.
Solche und ähnliche Werteübermittungen laufen natürlich nicht nur über das Fernsehen. Längst haben sich etliche "Männermagazine" auf die Bedürfnisse des modernen Mannes angepasst, "GQ", "Men`s Health", um nur zwei zu nennen. Doch spiegeln die präsentierten Werte und Maßstäbe tatsächlich das Selbstverständnis, oder das Bild des Mannes in der Gesellschaft wieder, oder tragen sie erst zu der Entstehung dessen bei? Wie bereits Erich Fromm feststellte , ist "das Konsumieren [..]heute eine ebenso große Tugend, wie das Sparen und Horten vor 100 Jahren" (Fromm, Erich 2000). Gemäß dessen wird vor allem finanzielle Unabhängigkeit als wichtiges Kriterium für Glück gesehen und propagiert. Durch die Präsentierung dieser Werte in einer so omnipräsenten und kritikloser Art und Weise, seien sie nun Spiegelbild oder nicht, wird zumindest eine Veränderung der Werte, bzw. ihrer Ausrichtung praktisch unmöglich gemacht und so doch wieder Realität konstruiert.
An ähnliches Mediales Dogma ist auch in "The Simulacra" anzutreffen, wo besonders das Fernsehen als Apparat der Wertevermittlung fungiert. Er dient Hauptsächlich zur Festigung, bzw. Intakthaltung der Machtverhältnisse, insbesondere den Personenkult um Nicole Thibodeaux.



Weber, Stephan, Was heißt "Medien konstruieren Wirklichkeit" in: Medienimpulse- Beirtäge zur Medienpädagogik, S. 11- 16, 2002
http://www.mediamanual.at/mediamanual/themen/pdf/diverse/40_Weber.pdf

http://de.wikipedia.org/wiki/Konstruktivismus_(Philosophie)

Dick, Philip Kindred, The Simulacra (1964) 2005, Heyne Verlag, München

Fromm, Erich, Authentisch leben, 2008 (2000), Hrsg. the Estate of Erich Fromm, Verlag Herder GmbH, Freiburg
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Zuletzt aktualisiert: 2. Jul, 10:15

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