Wirklichkeit vs. Abbild- Platons Ideenlehre

Wie bereits in meinem letzten Beitrag erwähnt, befasste bzw. befasst sich auch der philosophische Idealismus mit dem Unterschied zwischen Wirklichkeit und dem, was wir zu sehen, oder glauben zu wissen.
Die Anfänge des Idealismus können bis zu Platon zurückverfolgt werden, der mit seiner Ideenlehre weitesgehend als Wegbereiter dieser ontologischen Theorie gesehen wird.

Ideen seien Formen, Strukturen, Gattungen, Allgemeinheiten des Seins. Nur ihnen komme wahre Identität zu. Die konkreten Körper vergingen, aber die Ideen blieben als ewige Urbilder erhalten. (Möller, Peter 2008)

Ideenlehre-Diagramm1 Die Idee ist also etwas abstraktes, körperloses, das aber gleichzeitig jenseits alles sinnlich wahrnehmbaren ist. Sie ist eine Art geistiges Musterbild, das "Original", auf das sich alles körperliche bezieht. Auf Grund dieser Absolutheit und Unvergänglichkeit in der Zeit stellt die Idee die objektive Wahrheit dar. Die Konsequenz daraus ist, dass im Prinzip nichts erfunden werden, sondern lediglich entdeckt werden kann, da die Idee als Vorraussetzung immer schon gegeben ist. Um nun die Wirklichkeit (die Wahrheit) erfassen zu können, sind nicht empirische- sondern kognitive Erfahrungsprozesse notwendig.

Platon selbst veranschaulicht seine Ideenlehre mit Hilfe dreier Gleichnisse die er in Politeia, einem seiner Hauptwerke, anführt. Dies sind das Sonnengleichnis, das Liniengleichnis und das darauf aufbauende Höhlengleichnis. Während ich auf die ersten beiden Gleichnisse nur kurz eingehen werde, wird mein Hauptaugenmerk auf dem Höhlengleichnis, da sich dieses sehr gut auf die von P. K. Dick in The Simulacra beschriebene Gesellschaft anwenden lässt.


Sonnengleichnis
Die Sonne steht im Sonnengleichnis sowohl für lebensspendende Kraft, als auch für die Idee des reinen Guten. Das Licht der Sonne ist die Erkenntnis, ohne sie "sehen" (nicht das biologisch- organische Sehen) und demnach auch Einsicht nicht möglich wäre. Nur was von der Sonne angestrahlt wird ist wirklich erkennbar.

Liniengleichnis
Das Liniengleichnis beschreibt die Erkenntnisebenen des Menschen, mit der Idee des einen Guten (vgl. die Sonne im Sonnengleichnis) als Basis.
800px-Liniengleichnis Wie sich anhand dieses Diagramms erkennen lässt, nimmt der gehalt an Wahrheit nach rechts hin immer weiter zu. Erkenntnis kann nur durch denken erlangt werden, wobei Platon hier noch weiter differenziert zwischen Verstandeserkenntnis und Vernunfterkenntnis.Während sich Verstandeserkenntnis auf mathematische zusammenhänge etc bezieht, ist Vernunfterkenntnis nur durch Dialektik (Logik) zu erzielen und stellt die höchste Form der Erkenntnis dar.

Höhlengleichnis
Im Höhlengleichnis wird die Welt, wie wir sie wahrnehmen als Höhle beschrieben. In dieser Höhle befindet sich eine Wand, hinter der die Menschen, in ketten liegend, an die Höhlenwand starren. Hinter der Wand verläuft ein Weg auf dem Genstände vorbeigertagetragen werden. Durch eine Lichtquelle werden die Schatten der vorbeigetragenen Gegenstände an die Wand geworfen, während die Träger ungesehen bleiben. Die Gefangenen hören aber ihre Stimmen und ordnen diese den Schatten zu. Sie halten die Schatten für die Wirklichkeit (vgl. Platon, 1998 S.301 ff.). Platon beschreibt nun den Philosophen als jemanden, der die Fesseln abgeworfen hat und zuerst die (wirkliche) Welt hinter der Wand und später sogar die Sonne ausserhalb der Höhle gesehen hat. Seine Aufgabe ist es, die anderen zur Erkenntnis darüber zu verhelfen.
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Platon, Der Staat,dt. Taschenbuchverlag, 1998,München

Möller, Peter, Peter Möllers Philolex, 2008 (21.06, 17:45)
http://www.philolex.de/platon.htm#idl

Dr. Schlemm, Annette, 2006 (20.06, 14:09)
http://www.philosophicum.de/philo5.htm
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Die simulierte Welt des Philip K. Dick

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Zuletzt aktualisiert: 2. Jul, 10:15

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